Prokrastination ist ein fancy Wort für Aufschieberitis, und sie verfolgt mich mindestens seit dem Studium. Anstatt für eine Klausur zu lernen, habe ich damals die Wohnung auf Hochglanz geputzt und auch sonst den Haushalt in einen Zustand versetzt, von dem ich heute nur träumen kann.
Vermutlich hast Du selbst etliche Beispiele für Tätigkeiten, die Du einfach nicht angehen konntest oder wolltest, so dass Du stattdessen lieber den Keller ausgemistet, den Rasen gemäht und das Kinderzimmer gestrichen hast. Oder, und das trifft auf die meisten von uns leider zu, Du scrollst stundenlang durch die sozialen Medien, immer mit einem schlechten Gewissen und im Bewusstsein, dass Du ja eigentlich noch was Dringendes zu tun hättest.
Warum prokrastinieren wir – und warum ist das eigentlich so schlimm?
Es gibt zahlreiche Gründe, warum wir Tätigkeiten aufschieben, die meistens aus einem Gefühl der Überforderung resultieren. Zum Beispiel, weil wir einfach nicht wissen, wie wir an eine Aufgabe herangehen sollen und Angst vor dem Scheitern haben. Auch wenn wir sehr perfektionistisch veranlagt sind, kann uns das total blockieren, so dass wir alles tun, um das Anfangen so weit wie möglich aufzuschieben. Wenn uns eine Aufgabe eigentlich nicht interessiert oder gar langweilt, können wir uns nur schwer zum Anfangen motivieren. Und manchmal verkalkulieren wir uns einfach: Vielleicht haben wir angenommen, viel schneller voranzukommen, so dass wir uns einfach zu viel Zeit lassen, anstatt erst einmal anzufangen.
Schädlich wird unser Verhalten dann, wenn es nicht beim ab und zu bleibt, sondern wir unsere Aufgaben immer wieder verschieben, obwohl uns doch bewusst ist, dass das auf lange Sicht nicht funktionieren kann: Spätestens wenn wir Abgabetermine nicht einhalten oder Aufgaben in mieser Qualität abliefern, hat das ständige Verschieben Konsequenzen im echten Leben.
Warum sind Scanner anfällig fürs Prokrastinieren?
- Scanner haben oft einfach zu viele Ideen gleichzeitig. Ich könnte so viele großartige Dinge tun – wenn ich mich nur entscheiden könnte, wo ich anfangen will!
- Scanner kommen mit Langeweile nicht gut zurecht. Ist die anfängliche Begeisterung abgeflaut, fällt es uns mitunter schwer, uns zum Weitermachen zu motivieren. (Aber: Es kann gute Gründe geben, ein Projekt auch zu den Akten zu legen, wenn es Dich nicht mehr reizt – mehr dazu findest Du in diesem Artikel.)
- Scanner verzetteln sich gerne mal und verlieren den Überblick. Wenn Du gleichzeitig mehrere Tätigkeiten verfolgst, stapeln sich irgendwann die To-Dos (und die Love-to-Dos gleich mit). Kein Wunder, dass wir überfordert sind und uns völlig gelähmt fühlen.
5 Ideen, wie Du der Prokrastinations-Falle entkommen kannst.
- Prioritäten setzen. Du kannst nicht alles gleichzeitig erledigen – und das musst Du auch gar nicht. Finde heraus, was genau jetzt das Wichtigste ist, und arbeite erstmal das ab. Dann hast Du auch den Kopf wieder frei für deine anderen Ideen.
- Immer nützlich: Die Pomodoro-Technik. Von der hast Du sicher schon gehört – es geht darum, einen (auch digitalen) Kurzzeitwecker zu stellen und bis zum Klingeln intensiv und konzentriert an Deinem Projekt zu arbeiten. Nach dem Klingeln folgt eine kurze Pause. Bewährt hat sich z.B. das Intervall 25 Minuten Arbeit zu 5 Minuten Pause. Nach vier Pomodoros folgt dann eine etwas längere Pause von 15 bis 20 Minuten.
- Dich selbst belohnen. Welche Belohnung motiviert Dich, Deine Aufgabe zuende zu bringen? Gerade als Scanner kann Dir der Schwung schon mal abhanden kommen, wenn die erste Begeisterung futsch ist. Aber vielleicht gibt es ja etwas, das Du Dir gönnen kannst, wenn Du die vier Pomodoros geschafft hast – eine Folge Brooklyn 99 gucken, zum Beispiel 😁
- Visualisieren. Ich muss gestehen, ich habe schon oft vorgehabt, ein Mood Board zu erstellen, um meine Ziele zu visualisieren, und habe es dann doch wieder gelassen – das fühlt sich einfach zu anstrengend an für mich. Deswegen dachte ich lange, Visualisieren ist nichts für mich. Aber es geht auch viel einfacher: Visualisiere, wie Du die To-Dos in Deinem Bullet Journal abhakst. Oder wie Du Aufgaben in die „erledigt!“-Spalte verschiebst. Das bekomme sogar ich hin!
- Auch mal fünfe gerade sein lassen. Wie oben schon gesagt, ein Problem bekommen wir erst, wenn wir Deadlines nicht einhalten – dann solltest Du natürlich gegensteuern. Aber wenn Du mal einen Tag vertrödelst, obwohl Du Dir selbst so viel vorgenommen hast, dann sei gnädig mit Dir. Vielleicht hast Du diesen freien Tag einfach mal gebraucht und kommst dafür morgen umso besser in den Flow.
Was sind Deine besten Tipps gegen Prokrastination? Schreib mir gerne in die Kommentare, ich freue mich!