Mein Motto für 2024: Hand aufs Herz

Ich hatte noch nie ein Jahresmotto. Denn ehrlich gesagt fühlt sich das nach einem Commitment an, das ich bisher nie eingehen wollte. Wer weiß schon, was ein Jahr bringt. Höher, schneller, weiter – was, wenn ich am Ende des Jahres mir selbst und allen anderen eingestehen muss, dass ich völlig baden gegangen bin und es in diesem Jahr niedriger, langsamer und viel weniger weit gelaufen ist?

Aber dieses Jahr traue ich mich, und mein Motto für 2024 lautet: Hand aufs Herz.

Warum dieses Motto, und wie bin ich darauf gekommen?

Dass ich dieses Jahr überhaupt ein Motto habe, ist wieder einmal Judith Peters zu verdanken – in ihrer Content Society wird traditionell in der ersten Woche des Jahres ein Artikel über das Wort oder Motto des Jahres geschrieben. Und weil ich meinen Blog im letzten halben Jahr sehr vernachlässigt habe und wild entschlossen bin, in 2024 aber wirklich dranzubleiben, bin ich natürlich dabei und habe die letzten Tage damit verbracht, alle möglichen Wörter, Sätze, Mottos zu sammeln, die in Frage kommen.

„Weniger“ war so eins, das mir ziemlich zu Anfang eingefallen ist. Einfach weniger Zeug, weniger Termine, weniger Stress. Von da aus bin ich bei „Atmen“ gelandet – denn das „weniger“ schafft den Platz, um wieder durchatmen zu können. Das war mir aber ein bisschen zu nichtssagend, und dann habe ich gemerkt: Wenn ich atme, also wirklich und bewusst, dann schließe ich die Augen und lege die Hand aufs Herz.

Da war es dann plötzlich da: Hand aufs Herz.

Was bedeutet mein Motto für mich, und welche Auswirkungen wird es auf mein Leben haben?

Wenn man „Hand aufs Herz“ sagt, meint man damit ja eigentlich: ich sage die Wahrheit. Und natürlich ist auch das mitgemeint, denn meine Artikel, und meine Worte allgemein, sollen ehrlich sein. Mich nicht verstecken, gehört auch dazu – Sichtbarkeit ist immer noch so ein Thema für mich, aber darum soll es gar nicht gehen, zumindest nicht in erster Linie.

Sondern mein Motto soll mich daran erinnern, ab und zu innezuhalten, langsam zu machen, die Hand aufs Herz zu legen, die Augen zu schließen und reinzuspüren. Wie fühle ich mich? Wie geht es mir mit einer Entscheidung? Bin ich wieder zu schnell, will ich zu viel, verzettele ich mich schon wieder? Geht mein Perfektionismus mit mir durch? Ist überhaupt das Ziel das richtige, und führt mein Weg dorthin? Wie kann ich wieder Ruhe reinbringen, in den Moment, in den Tag, in mein ganzes Jahr?

Ich will mich immer wieder daran erinnern, dass ich eben nicht auf allen Hochzeiten tanzen muss und dass es sinnvoll und richtig sein kann, auch mal nein zu sagen oder eine Verabredung abzulehnen. Und dass ich wieder mehr auf mich selbst hören und immer wieder bei mir selbst ankommen darf, auf mich selbst achtgeben und aufpassen, mich nicht auch noch mit Dingen aufzureiben, die vielleicht gar nicht so wichtig oder entscheidend sind. Die nicht so dringend sind, die nicht perfekt sein müssen.

Mein Motto soll mich daran erinnern, wie ich mich dieses Jahr fühlen möchte: ruhig, ausgeglichen, ganz bei mir.

Woran werde ich im Dezember 2024 merken, dass mein Wort Realität geworden ist?

Hier wird sich zeigen, ob meine Angst vor dem Commitment berechtigt war oder nicht. Wenn wir das Ist gegenüber dem Soll messen, kann die Antwort anders ausfallen als erwartet und erhofft. Denn wie schnell hat man im Alltag die guten Vorsätze und natürlich auch das Motto vergessen. Um das trotzdem zu schaffen, werde ich mir Erinnerungen ins Handy programmieren, als Bildschirmhintergrund einstellen und in der Wohnung aufhängen: Hand aufs Herz.

Den Erfolg zu messen, ist hier aber tatsächlich ein bisschen tricky: Wie misst man „weniger“, wie misst man „genug“ bei einem Gefühl? Wie bestimmt man, ob man oft genug innegehalten und die Hand aufs Herz gelegt hat? Wann war ich entschleunigt genug? Wann habe ich genug durchgeatmet?

Wahrscheinlich ist die Antwort: Ich werde es dann schon merken. Vielleicht sitze ich Ende Dezember wieder hier an meinem Esstisch vor meinem Laptop, schließe die Augen, lege die Hand aufs Herz und atme. Und vielleicht habe ich dann die Antwort, einfach in dem, wie es sich anfühlt.

2 Gedanken zu „Mein Motto für 2024: Hand aufs Herz“

  1. Ein Jahresmotto? Eine gute Idee, ich glaube, die „leihe“ ich mir mal aus, auch wenn der erste Monat des Jahres schon fast vorbei ist, vielen Dank

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