Der Weg ist das Ziel. Warum Du als Scanner-Persönlichkeit nicht jedes Projekt beenden musst

Zuletzt aktualisiert am 29. September 2024 von Stefanie

Wir sind es gewohnt, Erfolg an dem zu messen, was wir erreicht haben. Eine Laufstrecke pro Zeit. Ein Bewerbungsgespräch, an dessen Ende ein Jobangebot steht, ein aufgebautes IKEA-Regal. Eine bestandene Prüfung.

Das hat natürlich Vorzüge, denn ein greifbares Ergebnis ist im wahrsten Sinne des Wortes un-angreifbar. Es besteht objektiv, und niemand kann es abstreiten. Auch wenn natürlich die Qualität durchaus unterschiedlich ausfallen kann – habe ich die Prüfung vielleicht nur ganz knapp bestanden, und ist das Regal so schief geworden, dass man lieber keinen teuren Wein darin lagern sollte?

Nachteile haben objektive Messmethoden dann, wenn Ergebnisse nicht greifbar sind (der Text ist zwar fertig, aber gefällt er auch dem Kunden?). Oder wenn sich Ergebnisse gar nicht erst einstellen, weil wir eine Sache nicht bis zum Ende durchziehen.

Das kann Scanner-Persönlichkeiten durchaus passieren, nämlich wenn uns die Puste ausgeht und das Thema, für das wir gestern noch brannten, uns heute so gar nicht mehr interessiert. Dann steht am Ende unserer Bemühungen kein fertiges Regal, sondern nur ein halbherzig zusammengenageltes Gerüst, das im Keller sein Dasein als wacklige Platzverschwendung und Gefahrenquelle fristet.

Okay – wenn wir wirklich dringend ein Regal brauchten und jetzt kein brauchbares haben, würde ich auch zugeben: Das war jetzt nicht so zielführend. Es war zu teuer, zu zeitaufwendig und außerdem haben wir uns beim Zusammenbauen mordsmäßig in die Haare gekriegt (und die Nachbarn haben alles mitgehört).

War es aber kein überlebenswichtiges Regal (oder Projekt oder Hobby), dann können wir die Sache auch anders betrachten. Folgende Gedanken können Dir dabei helfen:

  • Was bedeutet überhaupt „fertig“? Fertig ist ja zu einem gewissen Grad ein willkürlich gesetzter Punkt. Aber fertig kann schließlich auch bedeuten, dass Du erreicht hast, was Dir wichtig war. Nämlich etwas zu lernen, eine neue Idee zu entwickeln, neue Erkenntnisse zu gewinnen. „Fertig genug“ ist schließlich auch fertig.
  • Kreative Prozesse verlaufen nicht linear. Hast Du schon mal erlebt, dass irgendein kreatives Projekt einen Anfang, einen Mittelteil und einen Schluss hatte, die Du alle in der richtigen Reihenfolge durchlaufen hast? Eben – ich auch nicht 😅 Wenn wir kreativ arbeiten, folgen wir unseren Eingebungen, die uns leiten. Dass es dann auch nicht zwingend einen objektiven „Schluss“ geben muss, liegt dann eigentlich auch auf der Hand und kann ziemlich beruhigend wirken, wie ich finde.
  • Aufgeben muss nichts Schlimmes sein. Schließlich erfordert es Qualitäten wie Mut (zum Loslassen), Vertrauen (darauf, dass Du auch beim nächsten Mal in der Lage sein wirst, etwas Neues zu schaffen) und die Fähigkeit, Prioritäten zu setzen. Wer das alles kann, ist schon ganz schön gut.
  • An etwas festzuhalten, hinter dem Du nicht mehr stehst, erfordert Energie. Stell Dir nur mal vor, was Du mit all der freigewordenen Energie stattdessen alles anstellen könntest!
  • Und wer sagt eigentlich, dass Du nicht eines Tages zu diesem Projekt zurückkehren wirst! Schließlich durchlaufen viele Scanner Phasen, in denen das eine oder das andere Interesse stärker hervortritt, sich dann eine Weile in den Hintergrund verzieht und später wieder zum Vorschein kommt.
  • Außerdem ist nichts unnötig, wenn wir hinterher reflektieren:
    • Was habe ich dabei gelernt? Hast Du alles erfahren, was Dich interessiert hat, als Du auf das Thema aufmerksam geworden bist? Welche neuen Erkenntnisse hat es Dir gebracht, und hat es Dich vielleicht auf weiterführende Themen aufmerksam gemacht, in die Du Dich eines Tages auch noch vertiefen möchtest?
    • Welche Erfahrungen habe ich gemacht? Würdest Du das Projekt nochmal so angehen oder beim nächsten Mal eine andere Strategie fahren?
    • Was auch immer Deine Lernerfolge und Strategien waren, Deine Erkenntnisse und Ergebnisse – schreib alles auf. Dein Commonplace Book ist beispielsweise ein perfekter Ort dafür.  

Ein paar Fragen, die Du Dir stellen kannst, bevor Du ein Projekt aufgibst, habe ich in diesem Artikel gesammelt.

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