Ich gestehe: Ich sammle Sachbücher und Ratgeber – aber ich lese nur Romane

Was Bücher angeht, habe ich einen ausgeprägten Hang zum Sammeln, auch heute noch, in Zeiten von eBooks und tolino. Ich liebe Buchhandlungen und Büchereien (und es macht mich wahnsinnig, wenn jemand beides verwechselt), und wenn ich irgendwo zu Besuch bin, interessiert mich nichts so sehr wie das Bücherregal. Und ich kaufe nach wie vor mehr Bücher als ich lesen kann. Inzwischen ist das in der Hauptsache Non-Fiction und weniger Belletristik – zumindest könnte man das meinen, wenn man vor meinen Bücherregalen steht. Allerdings ist bei dem, was ich tatsächlich lese, das Verhältnis umgekehrt.

Ich gestehe: Ich sammle Sachbücher – aber lese (fast) nur Romane

Im Januar bin ich umgezogen. Das war insgesamt eine sehr unerfreuliche Geschichte (und das, obwohl ich schon wirklich oft umgezogen bin), und teuer war es auch. Denn ich ziehe jedes Mal an die 60 Kartons um (plus Möbel) – als Einpersonenhaushalt, wohlgemerkt -, von denen die meisten Bücher enthalten. Gut, Bücherkartons kann man nicht so voll packen, weil sie gleich so schwer werden, vielleicht wären es sonst ein paar weniger, aber eines lässt sich festhalten: Ich besitze eine Menge Bücher.

Darunter sind ziemlich viele Romane, die ich schon sehr lange besitze, viele davon noch aus meiner Schulzeit, so wie die „Herr der Ringe“-Trilogie, „Sofies Welt“ oder „Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär“ (und mein geliebter Diercke Weltatlas von 1988).

Was neuer ist, sind entweder Bücher, die ich zum Geburtstag oder zu Weihnachten bekommen habe, die meisten davon gebunden, wie zum Beispiel einige von William Boyd, Isabel Allende oder Alan Bradley oder auch die Autobiographie von Keith Richards.

Oder, und das ist bei Weitem der größte Anteil, es sind Sachbücher und Ratgeber.

Denn Romane und Krimis lese ich zuallermeist auf dem tolino. Weil man die einfach weglesen kann, ohne dass man sich Notizen machen müsste, zumindest die meisten. (Die, bei denen man auch Sachen anstreichen möchte, kaufe ich dann nämlich doch eher als physisches Buch. Das sind aber nicht sooooo viele und meistens solche, die jemand geschrieben hat, die oder den ich gerne mag.)

Sachbücher und Ratgeber kaufe ich genau deswegen aber als gedruckte Bücher, nämlich um Notizen zu machen, Sätze zu unterstreichen, Haftnotizen einzukleben. Sachbücher sind Arbeitsbücher, und bestimmt gibt es Leute, die damit auch digital arbeiten können – ich kann es nicht.

Daher also die vollen Regale (die mich schon mehr als einmal zu der Frage veranlasst haben, wie schwer ein Bücherregal werden darf, ehe es zur Gefahr für die Nachbarn aus der Wohnung unter mir wird), daher die schweren Umzugskartons.

Die Frage ist aber: Wenn ich einen Roman oder Krimi aus habe, warum gehe ich dann nicht an mein überquellendes Regal und ziehe irgendeinen Nonfiction-Band heraus, sondern gehe online und bestelle einen neuen Roman?

Warum ist das eigentlich so?

Also: Warum um alles in der Welt kaufe ich so viele Sachbücher?

  • Mich interessieren tausend Sachen. Ich hab ja schon erwähnt, dass ich eine klassische Scanner-Persönlichkeit bin und mich deswegen die verschiedensten Themen fesseln. Und sofort will ich dann mehr wissen. Ich lese online Artikel und schaue Youtube-Videos, und unausweichlich bestelle ich jedes Mal einen Stapel Literatur zum Thema. Genauso unausweichlich finde ich aber schon nach wenigen Wochen ein neues, glitzernd-verlockendes Thema (und bestelle wiederum einen Stapel Bücher).
  • Neue Interessen ziehen neue Interessen nach sich. Man könnte auch sagen: Ich komme vom Hölzchen aufs Stöckchen. Tarot führt zu Astrologie, Astrologie führt zu Human Design, Human Design führt zu Embodiment, Embodiment zu Breath Work. Nur mal so als Beispiel.
  • Aber: Meine Interessen sind zyklisch. Ich beobachte das jetzt ja schon seit einigen Jahren und stelle fest, dass ich relativ selten in ganz neue Themen einsteige – die meisten sind zumindest als grobes Über-Thema schon angelegt oder sie sind irgendwie artverwandt. Deswegen fällt es mir auch schwer, Bücher wegzugeben, für die ich mich jetzt gerade vielleicht nicht interessiere. Denn aller Wahrscheinlichkeit nach werde ich mich in einigen Monaten eben doch wieder dafür interessieren.
  • Und: Nicht alle Sachbücher muss man lesen. Ein guter Teil der Sachbücher in meiner Sammlung sind Nachschlagewerke. 

Und warum lese ich dann nur Romane?

Lesen ist das, was ich am liebsten mache. Am allerliebsten, schon immer. Ich war das Kind, das in die Grundschule kam und eigentlich schon lesen konnte. Schon mein Kinderzimmer quoll über von Büchern. Das beste Gefühl der Welt war, mit einem neuen Buch aus der Buchhandlung zu kommen. Eigentlich ist das heute noch kaum zu toppen.

Lesen ist Abtauchen und Pause vom Alltag, es ist Vergnügen und Urlaub für die Gedanken. Früher konnte ich ganze Nächte lang lesen und trotzdem einen langen Schultag durchstehen. Heute bin ich froh, wenn ich sieben Seiten vor dem Einschlafen schaffe. Die wenige Zeit, die ich noch habe, um zum Vergnügen zu lesen, ist sehr kurz geworden. Und die möchte ich mit Geschichten verbringen, nicht mit Arbeit. Denn ja, Ratgeber und Sachbücher lesen fühlt sich an wie Arbeit. Ist es ja auch, ich will ja was lernen. Aber nicht abends im Bett.

Und was mache ich jetzt anders?

  • Ich nehme mir zunächst mal vor, weniger Sachbücher zu kaufen. Nicht immer jeder Buchempfehlung zu folgen, wenn ich in ein neues Thema stolpere.
  • Eine gute Idee könnten, glaube ich, Hörbücher auf dem Weg zur Arbeit sein. Eigentlich dachte ich, da fehlt mir auch die Möglichkeit, Notizen zu machen – aber anstatt die Bücher nur zu kaufen und ins Regal zu stellen, hätte ich die Inhalte ja wenigstens einmal angehört (und wenn sich dann herausstellt, dass ich gerne eingehender damit arbeiten würde, kann ich sie ja immer noch als physisches Buch kaufen).
  • Auf keinen Fall will ich zum Einschlafen auf meine Krimis und Romane verzichten. Stattdessen werde ich mir aktiv Zeit für meine Sachbücher und Ratgeber einplanen. Sie erfüllen einen anderen Zweck als Belletristik, also ist es eigentlich ziemlich naheliegend, ihnen auch einen anderen Platz im Tagesplan einzuräumen.

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