Wie ich auf die Idee kam, Freie Rednerin zu werden (obwohl ich gar nicht gern im Mittelpunkt stehe)

Zuletzt aktualisiert am 10. August 2023 von Stefanie

Ich bin – dem MBTI, dem Myers-Briggs-Typenindikator zufolge – eine „Verteidigerin“. Das klingt nicht allzu aufregend, erklärt aber so einiges: Zum Beispiel stehen Verteidiger nicht gern im Mittelpunkt, sie machen nicht gern auf sich aufmerksam. Also ist es natürlich sehr naheliegend, einen Beruf zu ergreifen, bei dem man genau das tut.. 🙃

Nein, ich habe nicht plötzlich erkannt, dass mich insgeheim das Rampenlicht schon immer magisch angezogen hat. Stattdessen begann alles ganz harmlos, nämlich mit einer Google-Suche. Es gab zu der Zeit mehrere Trauerfälle in meinem Bekanntenkreis, wo mehr oder weniger plötzlich Elternteile verstorben waren. Und ich fühlte mich absolut hilflos. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun oder sagen konnte, ob ich trösten sollte oder meine Worte vielleicht alles noch schlimmer machen würden. Also suchte ich nach Ratschlägen, aber wurde nicht wirklich fündig. Am Ende sind wir doch alle völlig hilflos, wenn Krankheit und Tod in unser Leben oder das unserer Freunde treten, egal wie oft wir vor dieser Situation vielleicht bereits gestanden haben.

Im Zuge dieser Recherche begegnete mir jedoch ein Link immer wieder: Der zur Ausbildung der Freien Redner. Dort gibt es ein Einstiegs-Webinar über drei Abende, und ich dachte mir: Trauerrednerin will ich zwar nicht werden, aber vielleicht fühle ich mich dann nicht mehr so hilflos.

Der Rest, as they say, ist Geschichte: Gleich am ersten Abend fiel der Satz: „Wir glauben, dass jeder Mensch eine gute Zeremonie verdient hat.“ Und das traf mich mitten ins Herz. Denn das ist es, was wir für den Verstorbenen, aber auch für die Angehörigen tun können: Ein Leben in Wertschätzung und Dankbarkeit verabschieden. Einen Charakter, eine Persönlichkeit würdigen. Nicht die Ecken und Kanten abschleifen, aber doch versöhnlich Abschied nehmen.

Eine gute Zeremonie haben auch die Brautpaare verdient, die ich trauen darf, genau so wie die KiWi-Kinder, die wir in unserer Mitte begrüßen. Bei einem so fröhlichen Anlass ist eine schöne Rede die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Und bei einer Beerdigung kann sie vielleicht wenigstens eine Kerze in der Dunkelheit sein.

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